Handball-Badenliga: Hockenheim verliert gegen Viernheim hoch mit 20:36 / In der Harbig-Halle fehlt ein komplettes Tor!
Das hat es im Hockenheimer Handball – und über 100 Jahre wird in der Rennstadt schon der Ball geworfen – noch nicht gegeben. Als die HSV-Spieler am Sonntag Nachmittag die Rudolf-Harbig-Halle zum Badenliga-Spiel gegen den TSV Amicitia Viernheim betraten, fehlte ein komplettes Tor. Hausmeister Heinz Scheuermann traute seinen Augen nicht und meldete dem HSV: „Ein Tor ist wie vom Erdboden verschwunden…“ In kürzester Zeit und mit einem logistischen Großaufwand wurde sodann ein Tor samt Netz aus der Jahnhalle in die Harbig-Halle befördert und neu aufgebaut. Nicht nur HSV-Abteilungsleiter Hans-Georg Teufel, auch seine zahlreichen Mitarbeiter und vor allem Stefan Weber, Inhaber der gleichnamigen Hockenheimer Rollladenbaufirma, waren geschafft. Gerade noch rechtzeitig konnte das Tor bis zum Anpfiff um 17.30 Uhr montiert werden.
Nach dem Spiel herrschte die Frage vor, ob der HSV lieber eine saftige Geldstrafe samt Punktabzügen wegen Nichtzurverfügungstellung einer ordnungsgemäßen Spielstätte hätte in Kauf nehmen sollen, denn die Hockenheimer handelten sich gegen den Titelkandidaten anschließend eine saftige Blamage ein, die mit 20:36 (8:16) so hoch ausfiel, dass sich kein Verantwortlicher daran erinnern konnte, wann es zuletzt eine so hohe Pleite gegeben hat. Die HSV-Spieler haben sich im erst zweiten Saison-Heimspiel bis auf die Knochen blamiert und noch am selben Abend war dem Führungsgremium, dem Trainergespann Daniel Müller und Hendrik Ness und auch den Aktiven klar, dass sich der HSV in der neuen Saison völlig neu orientieren muss. „Jetzt müssen wir uns nach hinten orientieren. Da geht kein Weg dran vorbei…“, machte Abteilungs-Chef Teufel deutlich.
Der HSV – fünf Jahre lang in der Badenliga im Führungsdrittel zu Hause – ist von seinen Zielen meilenweit entfernt. Da gibt es gar keine Entschuldigungen. Schon beim vorangegangenen 22:23 in Wiesloch hatte es im Gefüge mächtig gekracht, jetzt trat deutlich zutage, dass es innerhalb des Teams offensichtlich nicht mehr stimmt. Das fängt bei den Torhütern an, die gegen die Südhessen gerade mal fünf Bälle abwehren konnten, das setzt sich über den desolaten Defensiv-Verband fort, der vor allem die Amicitia-Werfer Simon Reisig, Philipp Gunst, Dominik Seib und Kevin Welte nach Belieben agieren ließ und setzte sich in einem strukturlosen Angriffsspiel fort, in dem die Fehlerhäufigkeit so hoch wie selten war. Noch selten soll es der Viernheimer Defensive so leicht gemacht worden sein, wie an diesem Abend. HSV-Trainer Müller war bitter enttäuscht: „Da haben wir eine gute Saisonvorbereitung hingelegt, haben uns viel vorgenommen und jetzt könnten wir nach vier Spielen fast eine komplette Mannschaft auswechseln. Wir können das Handballspielen doch nicht in kurzer Zeit verlernt haben.“
Die Geschichte des Spiels ist schnell beschrieben: Reisig, Gunst und Seib sorgen für das schnelle 0:3, bevor Pascal Freiseis für den HSV in der 6. Minute zum ersten Mal erfolgreich war. Danach wurde Hockenheim förmlich überrollt. Sage und schreibe 12:3 lag der Gast in der 18. Minute vorn und konnte es sogar locker angehen lassen. Beim 8:16 zum Wechsel war das Spiel schon entschieden. Doch es sollte noch deutlich schlimmer für den HSV kommen. Im zweiten Durchgang drehte Viernheim noch einmal auf und ließ die Hockenheimer ganz „alt“ aussehen. Die einheimischen Zuschauer sehnten nur noch den Schlusspfiff herbei und beim 20:36 konnten die Gäste einen Rekordsieg feiern.
HSV: Rojban, Lang; Korz (1), Anschütz (3), Freiseis (2/1), Schwögler (1), Gans (3), Balci (1), F. Gubernatis (2), Hess (1), Volz (1), Meyer (2), Schinke (3). teu